10. Dezember 2014, Kunstuni Linz

Vortrag: Günter Pfeifer - Alles heiße Luft?

 
Foto: Haus in Heroldsberg © Claudius Pfeifer

Vortrag: 10.12.2014 // 19:00 // afo, Linz

Vortrag von Prof. Dipl. -Ing Günter Pfeifer
Gastgeber: Prof. Matthias Böttger

Die Debatte, die unter dem Stichwort "Nachhaltigkeit" geführt wird, ist vor allem eine technologische, die fast ausschließlich einer rechnerisch vereinfachten Energieeffizienz gewidmet ist. Dabei hat sich Nachhaltigkeit bislang keineswegs zu einer Art architektonischer Programmatik entwickelt und ist der Architektur auf ganz andere Weise immanent. Das "kybernetische Prinzip", das wir als architektonisches Prinzip verstehen, berücksichtigt in besonderer Weise die solaren und geothermischen Potentiale, die schon immer Teilelemente der autochthonen Architektur waren.

Die Frage, was denn ein Gebäude energetisch leisten muss, ist nun schnell und einfach zusammengefasst: 

1. das Sammeln des im Überfluss vorhandenen Sonnenlichts um dieses in direkte Wärme umzuwandeln
2. die Verteilung der Energie,
3. das Speichern der Energie, wenn diese nicht sofort genutzt werden kann, um einen möglichst hohen Ausnutzungsgrad zu erzielen,
4. das Entladen oder das Entledigen der überschüssigen Wärmeenergie,
5. das Schützen vor Energieverlust, das allgemein als „Dämmen“ bezeichnet wird, bzw. Reduzierung des Energieverlustes.

Zählen wir zusammen, dann haben wir die sammelnden, verteilenden, speichernden und entladenden Elemente, und diese Elemente müssen in einem sorgsam abgestimmten und entwickelten proportionalen Zusammenhang stehen. Dazu kommt, dass die Fähigkeiten, dynamisch auf die Bedingungen der Umgebung, den Tages- und Jahreszyklus reagieren zu können, gegeben sein müssen. Die Energieflüsse innerhalb dieser Systeme müssen also quantifiziert, gelenkt, gesteuert und geregelt werden. Entscheidend an all diesem ist allerdings: Dies alles sind ausschließlich aus architektonischen Elementen hervorgehende Prozesse. Aus Elementen, die zur architektonischen Fügungs-, Gestaltungs- und Tektoniklehre gehören – und sie funktionieren im Idealfall ohne technische Unterstützung. Dies gilt gleichermaßen für bestehende und denkmals-geschützte Gebäude, deren Potenziale in hohem Maße in den vorgenannten Eigenschaften schon vorhanden sind, aber selten erkannt werden.

Prof. Dipl.-Ing. Günter Pfeifer ist freier Architekt. Er betreibt seit  2011 mit Prof. Dr. Annette Rudolph-Cleff die Fondation Kybernetik – ein Praxislabor der TU Darmstadt und Pool für Nachhaltigkeitsforschung. 

Vortrag in deutscher Sprache.
In Kooperation mit der Kunstuni Linz,  Sustainable Architecture and Spatial Tactics.

afo
Günter Pfeiffer
Kunstuniversität Linz