aut architektur und tirol, Innsbruck, 2010
Redaktion: Matthias Böttger, Claudia Wedekind, Plakat: Jacques et Brigitte
Heft, 20 Seiten, 21 x 29,7cm
Deutsch
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Architektur ist Raumproduktion. Mauern ziehen. Volumen definiert. Raum durch Grenzen, durch Hüllen bestimmen. Raum ist aber nicht nur ein Container, Raum wird auch durch Handlungen und soziale Interaktion bestimmt. Dieser, fortwährend neu produzierte soziale Raum kann für ArchitektInnen ein ebenso wichtiges Handlungsfeld sein. Er ist abhängig von politischen, ökonomischen und kulturellen Rahmenbedingungen - keine statische Produktion, sondern eine fortwährende, flexible: ausgehandelt von Individuen, Gruppen, Kulturen und Gesellschaften.
Raumproduktion wird von zahlreichen Akteuren und ihren Handlungen bestimmt. Im aut zeigt raumtaktik im Jahr 2010 verschiedene Positionen von ArchitektInnen, KünstlerInnen und AktivistInnen, die sich mit diesen Handlungsweisen auseinandersetzen und so wieder ein Handeln ermöglichen. Gesammelten Verben bilden das verbindende Rückgrat der Ausstellung und bekommen mit dem Wechsel einzelner Räume neue Bedeutungen.
überbauen Dubravka Sekulic "Don’t Stare so Romantically! – Überbauung in Belgrad" (16. Juli bis 30. Oktober 2010)
überbauen Duo van der Mixt "Dura Lex Ecclesiae" (16. Juli bis 30. Oktober 2010)
sichern Matthias Megyer: "Sweet Dreams Security® – Layout" (1. Oktober bis 18. Dezember 2010)
erfinden Com&Com "Making Identities" (1. Oktober bis 18. Dezember 2010)
In Dura Lex Ecclesiae dokumentiert Duo van der Mixt wie in Rumänien alte, vernachlässigte katholische Kirchen von gigantischen orthodoxen Kirchenüberbaut werden, um sie dann unter Umgehung des kirchenrechtlichen Verbots als Möbel im Innenraum abzureißen.
Überbaut werden auch die von Dubravka Sekulic untersuchten russischen Pavillons in Belgrad. Aus individuellen, privaten Ausbauten ist dort eine systematische, ungenehmigte Bautätigkeit entstanden, die heute das Bild der Stadt prägt.
Matthias Megyeri zeigt mit Sweet Dreams Security wie Sicherheitsparanoia und Konsumrausch zusammenhängen und wie aus „My Home Sweet Home“ ein gesichertes „My Castle“ wird. Die Fassaden des aut werden scheinbar vergittert ... mit Gardinen, Schnappschüsse aus Innsbruck weisen auf die lokale Verbreitung ähnlicher Phänomene hin.
Johannes M. Hedinger und Marcus Gossolt von Com&Com bringen ihr für Romanshorn erfundenes Fabelwesen MocMoc nach Innsbruck und stellen es neben neuere Arbeiten aus ihrer postironischen Phase. Raum entsteht und verändert sich auch durch die damit verbundenen Geschichten, Mythen und Emotionen.