Die Stadt von Übermorgen

Trends und mögliche Zukünfte der Stadtentwicklung in Deutschland

 

Dokumentation eines Expertengesprächs des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Gedanken zur Stadt von Übermorgen
Trends und mögliche Zukünfte der Stadtentwicklung in Deuschland
Dokumentation Expertengespräch
11.–12.12.2013, Bonn

Prof. Dr. Stefan Carsten, Ludwig Engel

 

Das langjährige Bestehen der Leipzig-Charta und die Etablierung der Nationalen Stadtentwicklungspolitik waren Anlass, ein Resümee zu ziehen und den Blick in die Zukunft der Städte und Gemeinden zu lenken. Im Frühjahr und Sommer 2012 wurde hierfür von internationalen und nationalen Expertinnen und Experten ein Memorandum mit dem Titel „Städtische Energien – Zukunftsaufgaben der Städte“ als Ergebnis eines umfassenden und mehrstufigen Kooperations- und Beteiligungsverfahrens erarbeitet.
Es benennt die aktuellen Schlüsselaufgaben nachhaltiger Stadtentwicklung:
- der behutsame ökologische Umbau von Gebäuden und Quartieren,
- die technologische Erneuerung der stadttechnischen Infrastrukturen,
- die Entwicklung neuer Formen von Mobilität und Mobilitätsorganisation,
- die gesellschaftliche Integration.


Diese vier großen Aufgaben werden bereits umfangreich diskutiert und sind Thema zahlreicher Expertenforen, in der Regel allerdings getrennt voneinander und überdies noch in verschiedenen fachlichen und politischen Kreisen. Die Energiewende und der Kampf gegen den Klimawandel, die Modernisierung der technischen Infrastruktur, neue Mobilitätsformen und gesellschaftliche Integration sind keine separierten Themen und Politikfelder, sondern wirken im städtischen Kontext zusammen, kollidieren oder befördern sich. Technische, ökonomische, ökologische und soziale Prozesse stehen hier nicht getrennt, sondern für Transformations- und Innovationskompetenz vor dem Hintergrund kultureller Identität von Stadtgesellschaften. Der Umbau und die Anpassung von Städten und Regionen an die Herausforderungen hat daher eine Vernetzung der verschiedenen Handlungsfelder und Akteure jenseits der jeweiligen Pfadabhängigkeiten zur Voraussetzung. Dabei geht es nicht so sehr um eine holistische Betrachtung als Theorie, sondern um ein Verständnis von Schnittstellen, Einflüssen unterschiedlichster Entwicklungsfelder und darauf aufbauend ein Zusammendenken und Verknüpfen möglicher Lösungsansätze mit dem Ziel der Gestaltung
potentieller Entwicklungen.


Die politischen Ansprüche an eine nachhaltige Stadtentwicklung werden aus ganz unterschiedlichen Bereichen formuliert. Die Frage ist, ob sowohl die aus verschiedenen Interessenlagen und inhaltlichen Zugängen angebotenen Lösungswege wirklich zukunftstauglich sind – und zwar aus der Perspektive der Zukunft selbst. Welche Trends werden in den Themenfeldern als zukünftig robust angesehen, wo fahren wir auf Grund immenser Unsicherheiten oder diskontinuierlich verlaufenden Zukunftsperspektiven auf Sicht, welche Leitplanken können wir für die zukünftige Entwicklung erkennen und wo durch plausible Schlüsse zumindest eine Orientierung schaffen? Welche empirischen Trends bestehen, wo fahren wir auf Sicht, welche Leitplanken können wir für die zukünftige Entwicklung erkennen und wo durch plausible Schlüsse zumindest eine Orientierung schaffen? Fragen, auf die die Stadtentwicklungspolitik Antworten geben muss. Dafür muss sie in andere Disziplinen und Bereiche ausgreifen, um das dort vorhandene Wissen und Potenzial bei der Entwicklung effizienter und vermittlungsfähiger Strategien zu integrieren. Gerade in Zeiten schmaler Finanzbudgets auf allen föderalen Ebenen und einer sich gleichzeitig dynamisch potenzierenden internationalen Verflechtung von zentralen Entwicklungsparametern ist dies eine enorme Herausforderung und Notwendigkeit zugleich.

Ziel des Expertengespräches „Die Stadt von Übermorgen“ war es, die zentralen Treiber und Risiken von Stadtentwicklung zu identifizieren, aktuelle Überlegungen dazu vorzustellen, daraus Konsequenzen für die Stadtentwicklungspolitik von Morgen und Übermorgen herauszuarbeiten und die Instrumente zu beleuchten: Was hat sich in der Vergangenheit bewährt, wo muss Bewährtes angepasst und wo muss ein neues Instrumentarium entwickelt werden?