„Architektur neu denken“ – lautete das Motto des 7. Mitteldeutschen Architektentages, den die Architektenkammern Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen im jährlichen Wechsel veranstalten.
Architektur ist immer auch ein Spiegelbild ihrer Gesellschaft und der damit verbundenen Werte. Mit dem politischen Wandel beschleunigte sich der gesellschaftliche Wandel in den neuen Bundesländern. Bevölkerungsrückgang und Überalterung, Entindustrialisierung und Suburbanisierung sowie die Herausforderungen des Klimawandels und der Energiewende beschreiben nur schlagwortartig Facetten eines fortschreitenden Strukturwandels.
Die Fragen „Wie wollen wir leben?“ und „In welchen Räumen wollen wir leben“ stellen sich unter diesen Vorzeichen immer wieder neu. Eine Kultur des Zusammenwirkens von Gesellschaft und Politik ist gefragt, die den Dialog über Werte und Standards erlaubt und eine gemeinsame Verständigung über Ziele, bevor die Debatte über Lösungswege beginnt. Architektur neu denken bedeutet, gewohnte Handlungsmuster zu durchbrechen. Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten sind gefordert, Wandel ohne Wachstum zu gestalten.
Nordhäuser Erklärung
Die Übergabe der Nordhäuser Erklärung an Thüringens Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr Christian Carius am 9. November bildete den feierlichen Abschluss des Mitteldeutschen Architektentags 2012. Über anderthalb Tage diskutierten rund 120 Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Planung über die Herausforderungen der Gegenwart und die Chancen, den Wandel aktiv zu gestalten.
Die Nordhäuser Erklärung erfuhr durch die Gespräche vor Ort noch die eine oder andere wichtige Präzisierung. Die Architektenkammer Thüringen versteht das Papier als ein Angebot an die Landesregierung, um raumbedeutsame Prozesse vertiefend zu diskutieren. Die Erklärung enthält auch Anregungen an die Internationale Bauausstellung Thüringen, die nach wie vor als eine einmalige Chance erachtet wird, auf drängende Zukunftsfragen modellhafte Lösungen zu entwickeln.