Matthias Megyeri: Sweet Dreams Security® – Layout
Kurator: Matthias Böttger
[sichern] - verteidigen, bewahren, beschützen, abschrecken, abschirmen, abgrenzen, behüten. Sich in Sicherheit bringen, seine Privatsphäre, seinen Raum und sein Eigentum sichern. Sich seines Selbstverständnisses sicher sein. Sichern signalisiert Angst und Gefahr. Mit Zäunen und Alarmanlagen ziehen wir Grenzen und markieren unser Revier. Wir errichten Barrieren und definieren Raum als Eigentum. Je stärker die Abgrenzung und Paranoia auf der einen Seite, desto größer das Gefühl der Unterdrückung, der Ungleichheit und der Angst der Ausgegrenzten auf der anderen. Gesichert werden oft ungerechte, bestehende Verhältnisse. Unser Wunsch nach größtmöglicher Sicherheit einerseits und individueller Freiheit andererseits steht in einem starken Spannungsverhältnis. Unsere Umwelt füllt sich mit einem doppelten Arsenal aus Verteidigungswaffen, Barrikaden, Verniedlichungen und Kaschierungen, das sich im lokalen Baumarkt auffüllen lässt.(raumtaktik)
Matthias Megyeri: Sweet Dreams Security® – Layout
Matthias Megyeri hinterfragt die merkwürdigen Referenzen und Bilder, die im Design alltäglicher Objekte transportiert werden. Oft werden sie übersehen und ihre psychologische Wirkung bleibt unerkannt. Um mit diesem Phänomen direkt arbeiten zu können, hat er ein beständig wachsendes Archiv aus derzeit ca. 50.000 Snapshots, Beobachtungen auf 10 x 14 Fotopapierabzügen, angelegt. Diese umweltpsychologischen Untersuchungen bilden den Ausgangspunkt seiner Arbeiten.
Mit seiner Firma und Marke „Sweet Dreams Security®“ positionierte er sich auf dem kommerziellen, privaten Sicherheitsmarkt und unterzog die Sicherheitsprodukte privater Haushalte einer kritischen Überarbeitung. Sein Interesse gilt der Konfliktlinie, an der sich Gartenzwerge und Stacheldraht zwischen Privatem und Öffentlichem treffen. Er entlarvt dabei die alltägliche Sicherheitsparanoia und die therapeutische Kraft des Konsums. Die inhärente Ambivalenz seiner kitschig-hübschen, freundlichen, aber dennoch funktionalen Sicherheitsprodukte ist Spiegel und Hinterfragung des observierten Alltags. Seine „Sweet Dreams Security®“-Objekte sind heute sowohl in privaten Haushalten, als auch an öffentlichen Plätzen installiert. Man findet sie aber auch in Kunstsammlungen wie dem MoMA in New York und dem Ludwig Museum in Budapest.
Megyeris Ausstellungsbeitrag im aut gibt einen Überblick über das „Sweet Dreams Security®“-Projekt in seinen unterschiedlichen Facetten und stellt es in einen neuen lokalen Zusammenhang. Als Layout, im Sinne seines gedanklichen Bildes der Arbeit als Ganzes, werden Beobachtungen, Dokumentationen, Beweismaterialien, Pläne, Prototypen, Produkte und Modelle sowie lose Verknüpfungen vor dem Betrachter ausgelegt. Die damit ersichtliche Arbeitsweise ermöglicht den Zugang zu seiner seit 2009 entwickelten, fortlaufenden Serie „Hangings (from public-private — private-public)“, die er in Innsbruck fortführt.
matthias megyeri
geb. 1973 in Stuttgart; Master of Arts am Royal College of Art, London; Diplom in Visueller Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung am ZKM, Karlsruhe. 2003 gründet er in London die Marke „Sweet Dreams Security®“ und etabliert sie sowohl als Firma für Sicherheitsprodukte als auch als Kunst und Forschungsprojekt. 2005 NESTA „Creative Pioneer“ Preis, London; 2007 – 09 Stipendiat der Akademie Schloss Solitude, Stuttgart; 2010 Auszeichnung durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden Württemberg. Derzeit arbeitet er als Künstler in London und im Atelier des Künstlerhaus Stuttgart.
ausstellungen (Auswahl)
2010 Einzelausstellung im LudwigInzert, Ludwig Museum, Budapest; 2009 „Tytul Roboczy. Working Title“, CCA Ujazdowski Castle, Warschau; 2008 „The Bigger Picture“, Galerie Stihl, Waiblingen und Kunsthaus Zug; „20.000 Images“, Akademie Schloss Solitude, Stuttgart; 2005 „Design Takes on Risk“ MoMA, New York sowie Ausstellungen bei der Miami Art Fair; The Architecture Foundation, London; Colette, Paris; The Israel Museum, Jerusalem; Design Museum, London
Eine Ausstellung mit freundlicher Unterstützung durch die IKB – Innsbrucker Kommunalbetriebe
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