Eröffnung // DAZ // 8.5.2012 // 19 Uhr
Ausstellung // DAZ // 9.5. - 3.6.2012
Zwischen Weltpolitik und Alltag, Übergang und Beständigkeit, Wartezimmer und Zuhause – mit diesen Widersprüchen lebt ein Drittel der 5 Millionen palästinensischen Flüchtlinge in den Lagern der West Bank, in Gaza, Jordanien, Syrien und dem Libanon. In den letzten 60 Jahren haben sich die provisorischen Zeltstädte zu komplexen, von Armut gezeichneten Lebensräumen entwickelt, von denen einige zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt gehören.
Die Ausstellung „Space, Time, Dignity, Rights“ bietet Einblicke in verschiedene partizipative Projekte des „Infrastructure and Camp Improvement Programme“ des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), die unter Einbindung der Flüchtlinge das physische und soziale Umfeld in den Lagern ganzheitlich verbessern. Vier Installationen zu Projekten im Westjordanland, in Jordanien, Syrien und im Libanon zeigen den Versuch, Flüchtlingsidentität und politische Rechte mit den täglichen Bedürfnissen in den beengten und verarmten Lagern in Einklang zu bringen.
Dabei stehen grundlegende urbane Fragestellungen im Fokus: Sollte es in Flüchtlingslagern öffentliche Räume geben? Soll das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Straße oder einem Viertel bewahrt werden? Wie kann sich Individualität gegenüber dem Interesse der Gemeinschaft ausgewogen gestalten? Das Ergebnis ist ein radikales Umdenken, was ein „Flüchtlingslager“ ausmacht. Statt als Ort struktureller Benachteiligung wird das Lager als würdevoller Lebensraum betrachtet. Die Teilhabe an der Planung und Gestaltung des eigenen Lebensumfeldes führt zu höherer Identifikation und zur Stärkung der Gemeinschaft und gibt den Menschen ein Stück ihrer verloren Würde zurück.
Ermöglicht wurde die Ausstellung durch das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNWRA) und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), durchgeführt von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart und dem DAZ. Die kuratorische Leitung liegt bei Philipp Misselwitz, Fachgebiet Internationaler Städtebau an der Universität Stuttgart.
Radiobeitrag von Nikolaus Bernau Deutschlandradio, Sendung "Fazit", 09.05.2012