raumlaborberlin: make it take it
Kurator: Matthias Böttger
[aneignen] - sich etwas aneignen, zu Eigen machen, in Besitz nehmen, davon Besitz ergreifen. Wir eignen uns schlechte Gewohnheiten, Fähigkeiten, Wissen, Verhaltensmuster, Kulturen, Trends, Sprachen, Umgebungen und Räume an. Vorgefundene oder gestellte Dinge und Räume werden durch diesen Prozess individualisiert und aus der anonymen Masse oder Fremdheit gerissen. Diese Aneignung setzt Zeichen und hinterlässt Spuren, in Form von Belebung, Ausschmückungen, Geschichten oder auch Graffitis und Tags. Orte werden markiert und ihr Wiedererkennungswert erhöht. Durch Aussäen und Pflanzen erobert sich Guerilla gardening den Stadtraum und unerwartet Natur zurück. Aneignung ist Freude und Schreck des Architekten zugleich. Partizipation ist oft mühsam und manches entspricht nicht dem ästhetischen Kanon, dennoch bietet sie die Chance einer wirklich nachhaltigen Identifikation und Transformation. Gelebte Umwelt entsteht in diesem Verhandlungsprozess individueller Aneignung und gemeinschaftlicher Eignung. (raumtaktik)
raumlaborberlin: make it take it!
raumlaborberlin sehen und nutzen die Stadt als Ort der Möglichkeiten. Sie schaffen selten Gebäude, die für die Ewigkeit gedacht sind, sondern vielmehr Arbeiten in einem erweiterten Architektur-Kontext. „Wie verändert sich Stadt? Wie kann man auf diese Veränderungen reagieren, wie sind diese beeinflussbar und wie kann man Stadtraum wahrnehmen, bewusst machen?“ Das sind einige der Fragestellungen, an denen das Kollektiv genreübergreifend und interdisziplinär arbeitet.
Mit ihren Experimenten bieten sie Lösungen an, transformieren Räume, entwickeln Utopien, intervenieren und verändern. „Nicht-Orte“ werden belebt, werden zu Orten mit Erzählungen, neuen sozialen Qualitäten und Erlebnisoptionen. Es sind oft ungewöhnliche, scheinbar absurde und irritierende Maßnahmen, die Unerwartetes möglich machen. So benutzen sie Türen von zum Abriss freigegebenen Plattenbauten in Halle, um eine Raumstation als Beispiel einer utopischen Stadt zu bauen. Oder sie verwandeln durch die Inszenierung der Eichbaumoper eine verwahrloste U-Bahn-Haltestelle zwischen Essen und Mülheim, einen ursprünglichen Angstraum, in einen gut besuchten Kulturraum.
raumlaborberlin arbeiten prozessorientiert, versuchen über Disziplingrenzen hinweg zu denken. Sie verknüpfen Subjektives mit Objektivem. Sie entwickeln und lassen entstehen. Das Ergebnis ist nicht festgelegt und lässt Raum für Inspiration und Entfaltung. In Innsbruck schaffen sie einen Rahmen, lassen jedoch Raum für individuelle Teilhabe und Personalisierung. Die „Biergarnitur für Tirol“ ist eine Anleitung für eine Gelegenheit zum Dialog, ein kommunikatives Möbel. Werkzeug und Holz werden zur Verfügung gestellt. Der Verlauf des Projekts ist abhängig von der Bereitschaft und der Motivation der Besucher. Die Nutzung der Biergarnitur ist nicht vorgegeben, die Transformation und Einbettung des Gebauten in einen neuen Kontext erwünscht. Als Hommage an das aut und das Adambräu reiht sich die Biergarnitur in eine Reihe von raumlabormöbeln zum Selbstbauen: Chaise Bordelaise, Usti Table, Generatorstuhl und Vorarlberger Tisch.
raumlaborberlin
raumlaborberlin wurde 1999 als interdisziplinäre Interessensgemeinschaft von Architekten und Künstlern gegründet, die projektbezogene Arbeitsgemeinschaften bilden und gemeinsame Ziele und Inhalte in der Architektur verfolgen. Zum Kollektiv gehören Markus Bader, Benjamin Foerster-Baldenius, Andrea Hofmann, Jan Liesegang, Matthias Rick, Francesco Apuzzo, Axel Timm, Christof Mayer; Zahlreiche Projekte in den Bereichen Architektur, Städtebau, Landschaftsarchitektur, Gestaltung des öffentlichen Raums, Aktionen und künstlerische Installationen; Ausstellungen derzeit u. a. „Leerraumzentrale“, afo, Linz; „Bye bye Utopia“, KUB Arena, Bregenz sowie Teilnahme an der XII. Architekturbiennale in Venedig 2010
Eine Ausstellung mit freundlicher Unterstützung durch Binderholz GmbH und in lokaler Kooperation mit columbosnext
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