13. November 2010, Berlin

ENTROPIA Festival, 11.45h, Radialsystem V, Berlin

Entropia Festival zu Entropie in Performance und Wissenschaft im Wissenschaftsjahr Energie im Radialsystem V, Berlin


STADT NACH DEM ÖL

11.45 Uhr, Radialsystem V, Berlin

Diskussion: Prof. Dr. Stephan Rammler, Tim Rieniets

Moderation: Matthias Böttger

Die Städte westlicher Industriegesellschaften sind auf die beständige Zufuhr von Energie angewiesen. Eine riesige Infrastruktur von Leitungen und Straßen sorgt für eine geregelte Zufuhr von Elektrizität, Benzin und Gas. Doch die Endlichkeit fossiler Ressourcen und das gleichzeitige Anwachsen der Städte weltweit fordern neue Konzepte für Mobilität und Stadtstruktur.

Die Erneuerung und die Anpassung der Infrastruktursysteme an sich verändernde technologische und demographische Rahmenbedingungen gehören zu den größten Herausforderungen für ein neues Energiesystem. Ob im Bereich der Stadtplanung, im Verkehrssektor oder beim Gebrauch der Elektrizität: Wir befinden uns in Nutzungs- und Effizienzfragen beim Umgang mit Energie noch im 20. Jahrhundert. Ein intelligenteres Verkehrssystem mit intensiver Vernetzung der unterschiedlichen Mobilitätssysteme könnte die Nutzer komfortabler, kostengünstiger und umweltfreundlicher ans Ziel gelangen lassen als es die heutige individuelle Automobilnutzung ermöglicht.

Gleichzeitig wachsen die Städte in den Schwellenländern rasant. Migration und Mobilität definieren diese oft ungeplanten Stadtstrukturen. Doch nicht jeder Bewohner hat den gleichen Zugang zu den vorhandenen Verkehrs- und Kommunikationsmitteln. Es entstehen Enklaven, die räumlich, sozial und funktional abgekoppelt und gleichzeitig global vernetzt sind. Individuelle Mobilität war der Motor moderner Stadtutopien. Welche Form der Mobilität bestimmt die Zukunft unserer Städte? Ist eine offene Stadt möglich, die Räume des Austauschs schafft? Wie können diese aussehen und wie kommen wir dahin?

Prof. Dr. Stephan Rammler Leiter des Instituts für Transportation Design an der HDK Braunschweig. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Mobilitäts- und Zukunftsforschung, Verkehrs-, Energie- und Innovationspolitik, Fragen kultureller Transformation und zukunftsfähiger Umwelt- und Gesellschaftspolitik. Er ist Autor des Buchs „Mobile Cities. Dynamiken weltweiter Stadt- und Verkehrsentwicklung“ (2008).

Tim Rieniets unterrichtet am Lehrstuhl Architektur und Städtebau an der ETH Zürich und ist Koordinator des „Urban Research Studio“. Er ist Mitherausgeber des „Atlas der schrumpfenden Städte“ und der Publikation „Open City – Designing Coexistence“ (2009). Er ist Co-Kurator der 4. Internationalen Architektur Biennale in Rotterdam (2009).

 

ENTROPIE

Die unter dem Schlagwort „Entropie“ formulierte Erkenntnis, dass jede Verwertung von Energie zugleich deren Entwertung bedeutet und die Welt trotz aller Stabilität ihrem energetischen Ende zustrebt, hat von Beginn an eine apokalyptische Faszinationskraft entfaltet, die vom „Wärmetod“ der Erde bis zum Versinken des Kosmos im „Chaos“ reichte. Heute gilt es die Herausforderungen der Entropie anzunehmen und für ein zeitgenössisches Nachdenken über Energie fruchtbar zu machen.

Im Wissenschaftsjahr 2010 – Die Zukunft der Energie fragt das Festival Entropia nach den gesellschaftlichen Chancen und ökologischen Konsequenzen energetischer Transformationen. Welche Konsequenzen ergeben sich für unser soziales und politisches Handeln, wenn der Umgang mit Energie stets unumkehrbare Effekte generiert? Was geschieht, wenn Prozessualität, Chaos und Verschwendung nicht als Bedrohung, sondern als integrale Bestandteile von künstlerischer Produktivität verstanden werden?

Vier Tage lang präsentieren internationale KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen ihre Positionen zum Verschwinden, Verschwenden und Verwenden energetischer Ressourcen.

 

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entropia festival