Wattland

Teil des Baukulturatlas


Spekulationskarte des Baukulturatlas, Grafikdesign: onlab

Spekulation „Wattland“

Deutschland ist im Jahr 2050 eine Dienstleistungsökonomie und Wissensgesellschaft mit hohem Energiebedarf. Eine zweite – digitale – Lebenswelt hat sich über das Land ausgebreitet und bestimmt das Handeln seiner 75 Millionen Einwohner. Wissen ist global und frei zugänglich in Datenbanken verfügbar, Algorithmen sind Macht, Großindustrien befinden sich im Niedergang und werden durch dezentral organisierte, beliebig skalierbare automatische Produktionsweisen ersetzt. Die vorrangig digitalen Bildungsangebote sowie eine staatlich organisierte Gesundheitsversorgung bescheren Deutschland einen konstanten Zuzug, vor allem aus den Krisenregionen der Erde. Die zentrale Triebkraft der Gesellschaft ist nicht mehr der Euro, sondern das Watt: die Energie – ein stets knappes Gut. So gibt die Wattökonomie auch räumlich den Takt vor: In Deutschlands dichten Metropolräumen versammelt sich ein Großteil der Bevölkerung, um von den energetisch optimierten Bedingungen der Wohn- und Arbeitsstrukturen zu profitieren. Nur die Wattreichen können es sich erlauben, die dichten Städte zu verlassen, und ziehen sich in energieautonome ländliche Enklaven zurück. Die Städte überlassen sie den unteren und mittleren sozialen Schichten, den Neuankömmlingen und den globalen Experimentierern, die auf der Durchreise ein paar schnelle Watt verdienen wollen.

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